"Ich engagiere mich mit viel Liebe für Femmes-Tische"

Ein Portrait über Hava Kurti Krasniqi

Und ich engagiere mich bei Femmes-Tische. Ich erzähle überall von diesen Gesprächsrunden, in den Schweizer Medien, im Tram, im Migros, auch in anderen Kantonen.
Hava Kurti Krasniqi

Ich engagiere mich mit viel Liebe für Femmes-Tische. Ich habe dieses Projekt schon im Fernsehen und Parlament von Kosovo, Albanien und Mazedonien vorgestellt, denn ich möchte die Gesprächsrunden dort einführen.

In der Schule durften wir nicht albanisch sprechen

Ich bin Kosovo-Albanerin. Geboren bin ich in Skopje, Mazedonien. In der Schule durften wir nicht albanisch sprechen, nur mazedonisch. Als die Lehrerin die Geschichte Albaniens nicht mehr wiedergeben durfte, wurde es meinem Vater zu viel: Wir zogen nach Ferizaj im heutigen Kosovo. Auch dort wurden wir diskriminiert, es gab immer politische Probleme. Seit meiner Kindheit sitzt die Angst in meiner Seele. 1990 wurde meine Schwester in unserer Schule vergiftet, wie etwa 7000 andere Kinder auch. Sie wurde nie wieder gesund, vor vier Jahren starb sie.

Ich besuchte die Universität in Pristina, mit Fachgebiet albanische Sprache. Doch die politische Situation wurde immer schlimmer, und ich hörte mit dem Studium auf. Heute denke ich, dass ich traumatisiert war. Immer hatte man Angst, zum Beispiel, ein unerlaubtes Buch zu haben oder im Gefängnis zu landen. Später machte ich eine Ausbildung zur Erzieherin. Und ich heiratete meinen Schulfreund. 1998/99 kam es zum Kosovokrieg. Ich sage immer: «Der Krieg war schlimm, aber die Zeit vorher war viel schlimmer». Mein Mann arbeitete als Saisonnier in der Schweiz, und so kam auch ich 1999 hierher. Es war eine sehr traurige Zeit. Ich wohnte in Muttenz, wollte aber nichts anderes machen, als Zeitung lesen und mit meiner Familie telefonieren. Wenn mich jemand ermunterte, Deutsch zu lernen, dachte ich: ‘wie kann man so etwas machen, wenn Leute sterben?’ Ich machte dann doch einen Deutschkurs.

Wir eröffneten einen Buchladen

Nach dem Krieg gingen wir zurück in den Kosovo und eröffneten in Ferizaj einen Buchladen. Doch die Armut war zu gross, und wir kamen wieder in die Schweiz, nach Zürich. Es wurde aber nicht besser: Ich erhielt die Diagnose Brustkrebs, musste zweimal operiert werden, erhielt Chemotherapie. Und ich wurde wieder gesund.

Ich konnte als Übersetzerin und Kulturvermittlerin in Horgen arbeiten, später bekam ich eine Stelle in einem Hort. Das gefiel mir sehr gut, doch Schule und Hort trennten sich und ich verlor die Stelle. Heute arbeite ich in einem Kindergarten. Das gefällt mich sehr. Aber ich bin auch Journalistin bei albanischen Medien, Übersetzerin und Buchautorin. Und ich engagiere mich bei Femmes-Tische. Ich erzähle überall von diesen Gesprächsrunden, in den Schweizer Medien, im Tram, im Migros, auch in anderen Kantonen. Viele Frauen waren vom Kosovo-Krieg traumatisiert, für sie war Femmes-Tische ein Lichtblick. Wenn ich Gesprächsrunden moderiere, bringe ich viele albanische Frauen zusammen. Sie können ihre Telefone ö!nen und so nehmen auch ihre Schwestern, Nachbarinnen oder Freundinnen im Kosovo teil. Aber sich beteiligen dürfen sie nicht.

Mit grosser Liebe für dieses Projekt

Ich engagiere mich mit grosser Liebe für dieses Projekt. Nach jeder Weiterbildung schreibe ich meine Erinnerungen auf, Femmes-Tische ist meine Poesie